Ecco Le Marche

Wer ein besonders schönes und originelles Geschenk sucht, der schaut sich gerne bei lokalen Handwerkern und Künstlern um. Und gerade dieses Jahr können diese eine Unterstützung gut brauchen. Wir möchten Euch das Atelier von Laura Scopa in Appignano empfehlen:

Federico Brocani, der mit seiner Organisation „Marchecraft“ Touristen und marchigianische Kunsthandwerker verschiedenster Metiers zusammenbringt, empfahl, uns doch einmal die Werkstatt von Laura Scopa anzusehen. Das haben wir uns nicht zweimal sagen lassen – hatte ich doch schon als Jugendliche mit Begeisterung einige Keramikkurse bei einer lokalen Künstlerin in Deutschland belegt.

Kurzentschlossen fuhren Isabelle und ich mit Federico von Marchecraft nach Appignano, das in der Provinz Macerata liegt, und das seit dem 16. Jahrhundert für seine Töpfertradition bekannt ist: im Jahre 1557 zog ein gewisser Pasqualino Mariani aus Caldarola nach Appignano, um Töpfe und Schalen, Wasserkrüge, Ölkrüge, Teller und Tassen zu töpfern. Bald folgten weitere Einwohner von Appignano seinem Beispiel um diese „Cocce“ genannten Töpferwaren herzustellen und sich neben der Feldarbeit etwas dazu zu verdienen. So wurde Apignano nach und nach für seine Töpferkunst bekannt und das blieb auch so bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts, als leider Kunststoff in vielen Bereichen tönerne Materialien ersetzte.

Etwas außerhalb des Stadtzentrums erreichten wir Lauras Atelier und Laden. Sie erwartete uns schon und führte uns zunächst in ihren Laden. Und was für tolle Sachen sie dort feilbot!

Ursprünglich kommt Laura garnicht aus Appignano und sie war auch keine Töpferin. Sie studierte nämlich zunächst an der „Scuola del Libro“, der Schule für Bücher, in Urbino und machte dort 1997 ihr Diplom in Radiertechniken und Buchillustrationen! Ab 2003 fing sie an, mit Keramik zu experimentieren und belegte 2007 einen Kurs in Urbania, einer weiteren berühmten Keramikstadt der Marken. Inzwischen erhielt Laura eine beeindruckende Anzahl von Preisen und nahm an nationalen und internationalen Ausstellungen Teil. Eine Liste ihrer Auszeichnungen könnt Ihr auf ihrer webseite sehen.

Sie hat verschiedene Produktlinien entworfen und in ihrer aktuellen Arbeit versucht sie spannenderweise, die Welten von Grafik und Keramik zu verbinden. Dazu ätzt sie zunächst auf Linoleum um damit den rohen Ton regelrecht zu bedrucken. So entsteht das, was sie „Xiloceramics“ nennt.

Ihre Sammlung, so sagt sie, reicht von Gebrauchsgegenständen bis hin zu reinen Kunstobjekten, wobei sie letztere hauptsächlich für Ausstellungen und Wettbewerbe fertigt. Damit nahm sie auch schon an einer der ganz großen Keramikmessen teil, der „Argilla Italia“ in Faenza.

Eigentlich fühlte sie sich anfangs in Appignano etwas fremd, denn die Keramikstadt war eher bekannt für traditionelle Töpferei und Steinguttöpfe. Das ist nach wie vor etwas, womit sich ihr Mann beschäftigt. Sie selber aber bevorzugt das Innovative und Künstlerische, was sich auch im Namen ihres Betriebes zeigt: „Forme Attuali“ – zeitgenössische Formen.

Aber nun zu meinen Lieblingsobjekten: wer von Euch kennt wohl noch die kleinen Wackeltiere, die man per Knopfdruck bewegen konnte?

Laura hat dieses Spielzeug meiner Kindheit als Inspiration für eine ihrer weiteren Produktlinien genommen, für die „Animaioliche“:

Um diese drolligen Tierchen herum erfand sie eine schöne romantische Geschichte, die hier unten im Animationsfilm zu sehen ist. Werden Carola, die Kuh, und Ernesto, der Stier, am Ende zusammenfinden?

Wie sie die Tiere zum Leben erweckt, zeigt das Video über den aufwendigen Herstellungsprozess:

Eine weitere Linie sind die „Monster Cups“, originelle Tassen in Form von freundlichen Monstern, die sich praktischerweise auch noch stapeln lassen:

Selbst Lauras Vasen und Utensilien tragen eindeutig ihre ganz eigene Handschrift!

Aber genug geguckt, denn anschließend durften wir Lauras Atelier besichtigen. Hier entwirft sie ihre Objekte, projektiert, gestaltet und realisiert. Hier hält sie auch ihre Workshops ab, in denen sie ausschließlich kleine Gruppen von 2 bis 4 Personen individuell betreut. Denn sonst, so sagt sie, lernt man nichts.

Wir bekamen eine Demonstration, wie eine einfache Vase hergestellt wird:

An der Drehscheibe legte sie zunächst einen Tonblock mittig auf die Scheibe. Dies sei einer der schwierigsten Schritte in dem ganzen Prozess, sagte sie uns, und dass Töpferscheiben-Neulinge in ihren Workshops die ersten 2 Tage hauptsächlich mit dem Üben des Zentrierens verbringen. Dann lernen sie, einen Zylinder zu formen. Der Höhepunkt des Kurses ist dann das eigene Projekt: Die Schüler zeichnen zunächst ihr Wunschobjekt um es schließlich mit Unterstützung von Laura zu realisieren.

Jedes Objekt muss zunächst 1 bis 2 Tage trocknen, bevor es bei 990 Grad im eignen Ofen zum ersten Mal gebrannt wird. Danach wird es mit Farbpigmenten besprüht, die in einem zweiten Brennvorgang fixiert werden. So entsteht die farbige Glasur.

Hin und an arbeitet Laura auch mit Porzellan oder fertigt größere Objekte. Aber dafür, sagt sie, muss sie zu Kollegen gehen, die einen größeren und leistungsfähigeren Brennofen haben.

Ein superspannender Tag bei Laura. Isabelle, Federico und ich haben mal wieder einiges dazugelernt!

Wer bei Laura einen Kurs mitmachen möchte, kann sich jederzeit an Marchecraft wenden. Ein Einsteigerkurs dauert insgesamt 14 Stunden und ist auf mehrere Tage verteilt. Wer bereits Töpferei-Erfahrung hat, kann sich auch direkt an Laura wenden, um einen maßgeschneiderten, weiterführenden Kurs zu bekommen.

Und wer sich für Lauras Kollektionen interessiert, kann sich in ihrem kleinen Laden in der Via U.Foscolo 6 in Appignano umschauen. Wenn man dort ist, am besten erstmal 0039-339 13 600 83 anrufen, denn sie ist ja oft hinten in der Werkstatt.

In der Weihnachtszeit organisiert Federico von Marchecraft übrigens eine Sonderaktion zusammen mit einer Weberin aus Jesi: es gibt eine schöne handgewebte Tasche mit Rabattgutscheinen für die Workshops oder den Webereishop in Jesi.


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