Ecco Le Marche

Isabelle sagt, früher gab es mal eine Touristeninformation in einem Kiosk im Zentrum von Ancona. Von dort verschwand sie aber schon bald wieder und wechselte seitdem so häufig den Ort, dass am Ende keiner mehr wußte, wo sie war. Seit ein paar Jahren befand sich aber zumindest eine Touristeninfo am Hafen, dort wo immer die Fähren und Kreuzfahrtschiffe anlegen, aber auch diese war nicht einfach zu finden.

Zum Glück erkannte die Stadt Ancona das Problem inzwischen und so wurde dieses Wochenende eine neue, zusätzliche Touri-Information in der Mitte der Stadt eröffnet: Zusammen mit der Agenzia „Res“, einer innovativen Agentur von jungen Leuten der Region, beschloß die Stadt, den alten Kiosk auf der zentralen Piazza Roma, kurzerhand in eine Touristeninformation umzubauen, die sie „l’edicola“ (= Kiosk) nannten: wo bis vor kurzem noch Zeitungen verkauft wurden, gibt es nun touristische Informationen über Ancona und das Umland.

Anläßlich der Einweihung am Samstag, den 26. September wurden einige kostenlose Stadtführungen zum Schnuppern angeboten und so fuhren Blogger-Freundin Isabelle und ich natürlich hin. Wir hatten uns für die Besichtigung der römischen Zisterne angemeldet.

Aber bevor es losging, hörten wir uns noch ein wenig von den Eröffnungsreden an und versorgten uns am Kiosk mit kostenlosem Infomaterial und einer praktischen Tasche.

Sie hatten sogar eine gelungene, kostenlose Postkarte entworfen:

Unsere Führung in den Untergrund begann an der Treppe hinter dem Calamo-Brunnen. Nach Corona-bedingter Fiebermessung und Hand-Desinfektion, traten wir durch einen sehr engen Durchgang in der Hauswand ein und stiegen eine Treppe hinunter in die Zisterne, wo uns ein Stadtführer erwartete, der für die Untergrundführungen (Ancona Sotteranea) zuständig ist.

Aus den vielen unterirdischen Wasserreservoirs, die man in Ancona entdeckte, ging hervor, dass die Stadt bereits in der Antike einen gewaltigen Bedarf an Wasser hatte. Um 1400 wurde darauf aufbauend ein weitläufiges, zusammenhängendes unterirdisches Wassersystem geschaffen, das im 19. Jahrhundert modernisiert wurde. Man vermutet, dass das Wasser ursprünglich vom südlich liegenden Monte Conero kommen mußte, genauer aus einer Quelle in der Nähe des Küstenortes Sirolo, denn die Tunnel in Ancona hatten dieselbe Bauweise wie die am Monte Conero.

Der Höhlenforscherverein der Region Marken entdeckte und erforschte inzwischen ein insgesamt 4 Kilometer langes Tunnelsystem mit 15 Brunnen und Wasserspeichern. Es gab keinerlei Pläne und Dokumentationen mehr, weil die Wasserverwaltung früher den Fontanieri, den Brunnenmännern, anvertraut wurde, die ihr Wissen bis in die 1930er Jahre ausschließlich verbal weitergaben. Diese Fontanieri hielten das Tunnelsystem frei von Wurzeln und Pflanzen, entfernten Kalkablagerungen und hielten die ganze Anlage instand.

Der Höhlenforscherclub konnte aber glücklicherweise einen 95-jährigen Mann befragen, der in seinen jungen Jahren Fontaniero gewesen war und ihnen noch den einen oder anderen Tipp geben konnte.

Die Zisterne, die wir besuchten, war zweigeteilt und mit vielen Schautafeln versehen:

Schon in griechisch-römischer Zeit versorgte diese Zisterne den Brunnen von Calamo, der im Mittelalter ein Teil der Stadtmauer war. Im 16. Jahrhundert wurde er durch den Brunnen der 13 Canelle ersetzt (siehe dazu auch unseren Artikel über Ancona).

Der Führer erläuterte die Geschichte dieses Wassersystems und erklärte, dass man bei der richtigen „Ancona Sotteranea“-Tour sogar mit Stiefeln und Helmen ausgestattet wird und durch weitere, noch größere Zisternen und einen Tunnel geführt wird.

Würdet Ihr gerne solch eine Tour durch den Untergrund Anconas machen? Auf dieser Webseite könnt Ihr sehen, wann die Führungen stattfinden. Oder Ihr kontaktiert die Touristeninformation.

Die Touristeninformation auf der Piazza Roma ist jeden Tag von 10 bis 13 Uhr und von 16:30 bis 19:30 Uhr geöffnet, auch an Sonn- und Feiertagen und im Winter. Hier kann man übrigens auch E-Bike Touren buchen und es werden Vorträge organisiert. Rund um den Kiosk laden Bistrot-Tische und Stühle zum Verweilen ein, so dass man in aller Ruhe die mitgenommenen Broschüren und Informationen durchstöbern kann. Es gibt darüberhinaus noch ein kostenloses Wifi, falls man selber weitere Infos suchen will . Und wer möchte, kann sogar via App in den umliegenden Bars etwas zu trinken bestellen.


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