Ecco Le Marche

Carlo Urbani war ein fantastischer marchigianischer Arzt und außergewöhnlicher Mensch, dessen Todestag sich am 29. März zum 17. Male jährte. Er verstarb am 29. März 2003 an SARS, einer Krankheit, mit der wir in Europa nur wenig zu tun hatten, weil sie im Wesentlichen in Asien und Teilen Nordamerikas aufgetreten ist.

Dass sich dieses sehr gefährliche SARS-Virus von 2003 nicht, wie das aktuelle SARS-CoV-2 (das Virus, welches die Lungenkrankheit COVID-19 auslösen kann), weltweit verbreitet hat, verdanken wir zuallererst Carlo Urbani. In einem Krankenhaus in Vietnam, wo er für „Ärzte ohne Grenzen“ und für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gearbeitet hat, wurde am 28.2.2003 ein amerikanischer Geschäftsmann mit einer unbekannten Lungenkrankheit eingeliefert. Der marchigianische Arzt Urbani verstand sofort, dass es sich um ein neuartiges Virus handelte und alarmierte umgehend die WHO und die vietnamesische Regierung und bezog auch direkt ausländische Ärzte in die Untersuchung dieses Falles ein. Er riet den Behörden zur sofortigen Einführung von Quarantänemaßnahmen.

Am 11. März fühlte er selber auf einem Flug zu einer SARS Konferenz nach Bangkok, dass er Fieber bekam und bat nach seiner Landung um umgehende Einweisung und Isolierung in einem Krankenhaus. Er hatte sofort begriffen, dass ihn das SARS Virus angesteckt hatte, und er ließ sich bis zu seinem Ende noch so viel wie möglich studieren, damit die Wissenschaft mehr über diese Krankheit lernen konnte. Leider verstarb er am 29. März in Bangkok an dieser neuen Lungenkrankheit. Seinen Kindern erlaubt er nicht, ihn zu besuchen oder sich von ihm zu verabschieden, damit sie sich nicht infizierten.

Seiner schnellen und kompromisslosen Reaktion ist es zu verdanken, dass die Ausbreitung des Virus schnell gestoppt werden konnte und die Zahl der registrierten Opfer mit unter 900 sehr begrenzt blieb.

Aber Carlo Urbani auf seine Entdeckung des SARS zu beschränken, würde viel zu kurz greifen:

Er wurde am 19. Oktober 1956 in Castelplanio, einer unserer Nachbargemeinden, geboren. Schon als junger Mann engagierte er sich ehrenamtlich bei verschiedenen Organisationen, die sich um die weniger Privilegierten sowohl in Italien als auch in Entwicklungsländern kümmerten.

1981 schloss er das Medizinstudium ab und spezialisierte sich auf Infektionskrankheiten und Tropenmedizin, zunächst als Arzt in Castelplanio, am Institut für Infektionskrankheiten in Ancona und im Krankenhaus von Macerata. Er wurde Berater der WHO und schloss sich „Ärzte ohne Grenzen“ an, für die er nach Kambodscha ging. Er wurde Leiter der italienischen Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“ just in dem Jahr, in dem der Organisation der berühmte schwedische Friedensnobelpreis verliehen wurde.

Nach Kambodscha wurde er nach Vietnam versetzt, wo er bis zu seinem Tod am Krankenhaus in Hanoi arbeitete.

Zeitgenossen beschreiben ihn nicht nur als intelligenten und engagierten Arzt, sondern auch als vielseitig begabten und interessierten Menschen, der Kunst, Musik und Poesie genauso wie die abenteuerliche Fliegerei im Hängegleiter liebte (er schien es zu lieben, über die marchigianischen Hügel zu fliegen) und den man sicher als Philanthrop, als Menschenfreund, bezeichnen kann.

Er selber hat sich nie als Held gesehen, deshalb wollen wir seine Schwester, die mitunter in der Wandergruppe in unserem Ort Cupramontana mitgeht, zu Wort kommen lassen:

Im Angesicht eines jeden professionellen Pflegers, der in diesen Tagen sein Leben aufs Spiel setzt und im Angesicht all derer, die es nicht geschafft haben, im Angesicht derer, die jetzt leiden, finde ich das Gesicht meines Bruders Carlo wieder, genau 17 Jahre nach seinem Tod. Es gibt keine Helden. Es sind Frauen und Männer, die sich für die Leidenden einsetzen und die dies zum wahren Zweck ihrer Arbeit gemacht haben. Ihnen allen widme ich nun täglich meine Gedanken.

Zu Carlo Urbanis Ehre wurden in den Marken und in ganz Italien Krankenhäuser, Schulen und andere Orte benannt.

Hier auf Youtube gibt es eine schöne Dokumentation über ihn (italienisch mit englischen Untertiteln), wo neben Zeitgenossen auch sein Bruder und seine Mutter zu Wort kommen:

Ich schätze, zu uns hätte er in der heutigen Situation gesagt:

Bleibt aus Respekt vor den Helfern zu Hause und seid dankbar für die Opfer, die diese mit ihrer Fürsorge für uns alle bringen.

Wer in diesen Tagen etwas für die von Corona/Covid-19 stark beeinträchtigte Region Marken tun möchte, dem empfehle ich eine Spende an die Associazione Italiana Carlo Urbani, die Spenden für medizinische Schutzausrüstungen für das Krankenhaus „Carlo Urbani“ in unserem Nachbarort Jesi sammeln. Unter diesem Link findet Ihr den IBAN: L’AICU PER EMERGENZA COVID-19


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