Ecco Le Marche

2020 ist Raffael-Jahr. Das Todesjahr eines der bedeutendsten Maler des Rinascimento, wie die italienische Renaissance bezeichnet wird, und einer der größten Maler aller Zeiten jährt sich dann zum 500sten Mal. Raffael starb am 6. April 1520 in Rom.


Mein Mann und ich waren Ende letzten Jahres wieder in Urbino, der Geburtsstadt Raffaels und einem der künstlerischen Zentren des Rinascimento. Dort gab es eine Sonderausstellung zu Ehren des Künstlers: Raffaello e gli amici di Urbino. Zu Deutsch: Raffael und seine Freunde aus Urbino.


Wir buchten eine Führung durch die Ausstellung, die bezeichnenderweise von einem sehr kunstgelehrten Mann mit Vornamen „Michelangelo“ gehalten wurde und sie war äußerst spannend:

Die Ausstellung war im Palazzo Ducale, dem Herzogpalast von Urbino. Der wurde zur Zeit Raffaels nämlich gebaut und befand sich nur einen Katzensprung von seinem Geburtshaus. Und so erzählte uns Michelangelo zunächst davon, wie es in der Gegend zu Raffaels Zeiten zuging:

Galleria delle Marche im Herzogpalast


Es gab schon einen etwas älteren Palazzo in Urbino, aber erst der Herzog Federico von Montefeltro erweiterte ihn ab 1454 zu dem prächtigen Komplex, der er heute ist. Dabei hatte der Herzog es nicht leicht gehabt, und der Palazzo war ein Mittel, seinen Machtanspruch zu festigen. Wilde Geschichten von illegitimen Nachfolgern und einem mysteriösen Mord am vom Volke unbeliebten Vorgänger Federicos, Oddantonio, ranken sich um den Palast. Michelangelo konnte spannend erzählen, aber es würde den Rahmen des Artikels sprengen, alles zu wiederholen. Stattdessen sei eine Besichtigung des Palazzo Ducale in Urbino von mir wärmstens empfohlen.


Raffael wuchs in Urbino im Schatten des Palastes auf und wurde von seinem Vater, Giovanni Santi, der ebenfalls Maler war, unterrichtet. Mit 11 wurde Raffael Vollwaise und ging, schon in Malerei erfahren, nach Umbrien, um im Atelier des damals bereits bekannten Meisters Perugino weiterzulernen.

Raffael war schon mit 17 so berühmt, dass er in einem Vertrag selber mit Meister bezeichnet wurde – das nenne ich eine Künstlerkarriere! Aber es ging ebenso erfolgreich weiter, denn später wirkte er in Florenz und in Rom. In letzterem vor allem für den Papst-Hof von Papst Julius, wo er mit Michelangelo bekannt war und mit diesem an den Gemälden der sixtinischen Kapelle malte. Er wurde sogar der Nachfolger des Architekten und Bauleiters des Petersdoms, Bramante, der, welch ein Zufall, übrigens auch aus den Marken stammte. Nach seinem Tode im Jahre 1520 wurde Raffael im Pantheon in Rom beigesetzt, eine Ehre, die nur den größten Malern und gekrönten Häuptern zuteil wurde.


Michelangelo erzählte uns, wie sich die Künstler damals gegenseitig beeinflusst haben und sowohl neue Kunstideale als auch eine neue Formensprache der Kunst erschufen: Die Bilder waren berühmt für ihre religiösen Darstellungen, oftmals Madonnenbilder. Und für eine neuartige, strenge Geometrie und Perspektivgebung der Bilder. Einige Bilder beeinhalteten symbolische Anspielungen auf die Auftraggeber und ihr Umfeld:

Bild Piero della Francescas aus dem Museum im Palazzo Ducale. Im Vordergrund soll der ermordete Oddantonio dargestellt sein.

Raffaels Zeitgenossen waren unter anderem Perugino, Lorenzo Lotto, Piero della Francesca, Timotei Viti, Giordano Genga. Anhand von Bildern in der Ausstellung konnte man sehen, wie die Künstler Themen voneinander aufnahmen und teilweise gemeinsam an Werken arbeiteten, so dass man bei manchen Werken unschlüssig war, von wem das Original stammte, oder wer der Erschaffer war.

Ich glaube, fast jeder kennt die beiden Engelchen, die am Rande des Raffael Bildes der Sixtinischen Madonna zu sehen sind, denn sie werden als Poster überall in der Welt verkauft. Aber sie sind nur ein kleines, witziges Detail eines seiner vielen grossen Werke. Es lohnt sich wirklich, mehr von Raffaels Werken zu sehen:

Zum Beispiel die aktuelle Ausstellung „Raffaello. Le mostri impossibili“ (die unmöglichen Ausstellungen) im Flughafen Raffaello Sanzio in Ancona. Es gibt dort schöne Kopien der berühmtesten Werke von Raffael . Mit-Bloggerin Isabelle hat diese Ausstellung besucht und war begeistert, so viele seiner schönen Werke zusammen zu sehen. Außerdem gab es über das kostenlose WiFi Erklärungen pro Bild in Englisch direkt aufs Handy. In der Ausstellung gibt es auch die wunderbare Raffael-Madonna aus Florenz: Hier werden Maria und ihr Baby als gewöhnliche Menschen dargestellt. Für den, der die echten Gemälde sehen will, gibt es neben jedem Gemälde eine Notiz, wo das Original zu sehen ist. Kleine Warnung vorab: die Bilder hängen in den großen Museen der ganzen Welt.

Ausstellung im Flughafen Ancona
  • Die Ausstellung „Raffaello e gli amici di Urbino“ im Palazzo Ducale in Urbino läuft noch bis zum 19. Januar.
  • Raffaels Geburtshaus in Urbino kann täglich besichtigt werden – die Öffnungszeiten variieren je nach Saison
  • Neben Sonderausstellungen hängen einige Bilder von Raffael und seinen Weggefährten in der ständigen Ausstellung der Galleria delle Marche im Palazzo Ducale von Urbino: so die berühmte „Muta“ von Raffael.
  • Happeninnes organisiert unter anderem Führungen in Urbino. Angeboten in Italienisch, aber es lohnt sich schon mal, andere Sprachen anzufragen.
  • Im Flughafen von Ancona, „Raffaello Sanzio“ genannt, ist die Ausstellung von Raffaello-Reproduktionen. Sie ist dort noch bis zum 19. Januar und geht dann auf Tour: Im Februar in den Louvre in Paris und danach in andere europäische Städte, und abschließend noch nach Russland.


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