Ecco Le Marche

Sagra dell’Uva Cupramontana

Während des berühmten Weinfestes in Cupramontana, einem der ältesten in ganz Italien, traten in den letzten Jahren hauptsächlich moderne Musikgruppen auf. Als die Leute aus Cupramontana, die Cuprenser, 1928 ihre erste große Ernte feierten und das Weinfest begründeten, wurde hingegen vorwiegend die Musik des Saltarello gespielt. Damals besaßen die Wenigsten ein Radio und – vor allem auf dem Land – kamen die Leute auf die Dorffeste, um Musik zu hören.

 

 

 

Ich habe den Saltarello schon einige Male auf Festen in der Gegend gesehen. Die Tradition wird bei uns am Ort zum Beispiel von der Volkstanzgruppe Il Massaccio“ am Leben erhalten. Neben der Musik mit Akkordeon und verschiedenen, oft selbstgbauten Rhytmusinstrumenten gibt es dazu einen typischen Tanz. Saltarello leitet sich vom Wort saltare, springen ab. Das ganze zu einer fröhlichen und rhythmischen Melodie, die leicht zum Tanzen einlädt.

Isabelle tanzt auch Saltarello!

Die erste bekannte Quelle eines Tanzes namens Saltarello ist eine musikalische Transkription aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, die heute im British Museum in London erhalten ist. Antonio Cornazzano erwähnt den Saltarello in seinem Handbuch über die Tanzkunst aus dem Jahre 1465 als eine der vier Grundbewegungen des edlen Renaissancetanzes (zusammen mit piva, bassadanza und quaternaria). Erst im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert praktizierten die einfachen Menschen in Mittel- und Norditalien einen Tanz namens Saltarello.

Wer den Saltarello einmal sehen oder gar mit tanzen will, der findet ihn häufig auf den Volksfesten in den Marken, insbesondere, wenn eine Volkstanzgruppe angekündigt ist. Aber manchmal finden sich auch spontan Musiker und Tänzer.

 


2 Kommentare

Ron · 7 Oktober 2022 um 09:22

Wilhelm Heinse berichtet 1787 vom „Saltarello“ in Rom (Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Eine Italiänische Geschichte aus dem sechszehnten Jahrhundert. Meyer, Lemgo 1787)

„Wir gingen wieder hinunter; es war leer geworden, und die übrigen zogen auch noch von dannen. Endlich blieben ein halb Dutzend Mädchen, ebensoviel Künstler und Demetri und Tolomei und ich. Wir machten uns zusammen wieder auf den Saal, eine auserlesene Gesellschaft. Die Mädchen waren echte Römerinnen an Wuchs und Gestalt, mit der erhabnen antiken, noch republikanischen Gesichtsbildung, die auch auf fremde Fürsten wie nur Barbaren herunterschaut. Sie hätten, wie die alten, dem hohen Senat mit berichten lassen, wenn sie das Verbot gegen eine gewisse Lustbarkeit von ihnen nicht aufhüben, daß sie nicht mehr gebären wollten.
Paar und Paar standen im vertrauten Umgang miteinander; die reizenden Geschöpfe ließen sich von ihren Geliebten als Modelle brauchen und gaben ihre Schönheiten deren Kunst preis. Sie machten sich selbst Musik und tanzten lauter Nationaltänze, wo wenig gezogner, gedehnter, französischer Schritt, sondern immer neuer Freudensprung ist. Ich ließ dabei wacker auftischen und einschenken und wurde selbst von dem Wirbel ergriffen.
Nach Mitternacht ging es in ein echtes Bacchanal aus; das erhitzte Leben blieb nicht mehr in den gewohnten Schranken, und jedes tobte nach seinem Gefühl und seiner Regung. Demetri machte seinen Einfall zu einem spartanischen Tanz laut, und dieser wurde mit Jauchzen ausgeführt. Doch machte man vorher den feierlichen Vertrag, nichts Schändliches zu beginnen und die Leidenschaften bis ans lange Ziel gleich olympischen Siegern im Zügel zu halten, wie’s braven Künstlern gezieme.
Man entkleidete die Jungfrauen, die, Glut in allen Adern, sich nicht sehr sträubten, zuerst bis auf die Hemder, und schlitzte diese an beiden Seiten auf bis an die Hüften; und die Haare wurden losgeflochten. Demetri schlug die Handtrommel, und ich spielte die Zithar.
Sie schwebten in Kreisen, drückten einzeln ihre Empfindungen aus, und jede enthüllte in den süßesten Bewegungen ihre Reize, bis Paar und Paar wieder sich faßten und hoben und wie Sphären herumwälzten. Es war gewiß ein Götterfest, soviel mannigfaltige Schönheit herumwüten und herumtaumeln zu sehen, und ich habe in meinem Leben noch kein vollkommner weiblich Schauspiel genossen.
Man holte hernach aus der nahen Villa Sacchetti Efeu zu Kränzen und belaubte Weinranken mit Trauben zu Thyrsusstäben, und jeder Jüngling warf alle Kleidung von sich. Es ging immer tiefer ins Leben, und das Fest wurde heiliger; die Augen glänzten von Freudentränen, die Lippen bebten, die Herzen wallten vor Wonne…“

    elke · 18 Oktober 2022 um 09:02

    Danke für den interessanten Kommentar! So wild ausschweifend habe ich den Saltarello hier in den Marken noch nicht erlebt, aber die Beschreibung aus dem 18 Jh. ist unglaublich lebhaft und spannend.

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