Ecco Le Marche

 

Jesi ist eine angenehme kleine Stadt mit circa 40.000 Einwohnern abseits des Touristenrummels und im Herzen der Marken und sie liegt am Flüsschen Esino. Sie ist auch außerhalb des Stadtfestes, des „Palio di San Floriano“ einen Besuch wert, deshalb widmen wir ihr hier ein „24 Stunden in …“ Format.

Bevor wir unseren Tag in Jesi beginnen, ein super-kurzer Überblick über die Geschichte der Stadt: Der Name kommt vielleicht durch die Legende, die Stadt sei vom altgriechischen König Esio gegründet worden. In Wirklichkeit wurde Jesi aber als Siedlung der in Mittelitalien lebenden Umbrer irgendwann im 4. Jahrhundert vor Christus gegründet. Die folgenden Jahrhunderte erlebte Jesi, wie der Rest der Marken, verschiedene Herrscher, unter ihnen Gallier, Römer, Karolinger, Staufer, der Kirchenstaat, einflussreiche mittelitalienische Familien wie die Malatesta oder die Sforza, sowie Franzosen unter Napoleon. 1860 wurde Jesi schließlich Teil des neu gegründeten italienischen Staates. Ich möchte aus diesen bewegten Zeiten nur 2 Ereignisse hervorheben: Erstens wurde Jesi im 12. Jahrhundert nach Christus eine eigenständige Grafschaft mit 20 Burgen, den sogenannten „Castelli di Jesi“. Den Begriff findet man heute noch im Zusammenhang mit dem berühmten Weißwein der Gegend, dem „Verdicchio di Castelli di Jesi“. Und zweitens wurde hier 1194  zufällig, quasi auf der Durchreise, der spätere mächtige Stauferkaiser Federico II (Friedrich II) geboren, durch den Jesi den Rang einer Reichsstadt erhielt und in der Folge stark von den Staufern beeinflusst wurde.

Nun aber zum Start unseres Tages in Jesi:

9 Uhr: Frühstück – „Collazione“

Frühstück bei Zoppi

Wir beginnen unseren Tag mit einem leckeren Frühstück. Es gibt unzählige Bars, in denen man einen leckeren Cappuccino trinken und ein Hörnchen („Brioche“ genannt) zu sich nehmen kann. Die Jesini, die Einwohner von Jesi, schätzen dabei besonders die Bar und Pasticceria Zoppi. Sie liegt etwas außerhalb der Altstadt in der Via San Francesco 27. Die Augen gehen einem über von all dem leckeren Gebäck und den Kuchen, die sich in der Auslage befinden. Wer bei einer Einladung besonderen Eindruck hinterlassen will, bringt als Gastgeschenk Gebäck von Zoppi mit. Wir bestellen Croissants und Cappuccino und bekommen dazu ein Tellerchen von den hausgemachten Keksen kredenzt.

 

10 Uhr: Altstadt-Bummel

Porta Bersaglieri

Ein Spaziergang durch das mittelalterliche Jesi: Wir empfehlen, sich einfach durch die Sträßchen und Gässchen treiben zu lassen, um unvermutet auf grüne Oasen oder pittoreske Ecken zu stoßen. Wer aufmerksam durch die Gassen geht, kann sogar die Überreste eines römischen Theaters und einer römischen Zisterne entdecken. Der Stadtkern ist weniger restauriert als andere marchigianische Orte, was ihm mehr Authentizität verleiht: man erwartet jeden Moment, in die Kulisse für einen mittelalterlichen Film zu geraten! Es lohnt sich auch, die imposante Stadtmauer von außen zu besichtigen, zum Beispiel, indem man durch die Porta Bersaglieri hinausgeht und an der Porta Garibaldi wieder in die Altstadt hineingeht.

Aber keine Angst: man kann sich im Labyrinth der Altstadt nicht wirklich verlaufen, denn man stösst unweigerlich immer wieder entweder auf die Stadtmauer oder auf den Federico II Platz. Letzterer ist dem Kaiser Federico II gewidmet und Inschriften erinnern, selbst auf Arabisch, überall an ihn, denn dieser Kaiser unterhielt friedliche Kontakte zu arabischen Herrschern. Die Federico II Statue ziert heute den Eingang zum multimedialen Federico II Museum, das ich bestens empfehlen kann.

Detail des Portals am San Settimio Dom

 

 

Dem weltlichen Herrscher stehen die Symbole der spirituellen Herrschaft gegenüber: Das Diözesanmuseum im Palazzo Ripanti aus dem 18. Jahrhundert und der Dom San Settimio, dem Schutzpatron von Jesi gewidmet und der dort steht, wo einst die Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert stand. Bemerkenswert am Dom ist auch das aufwendige, moderne Bronzetor aus dem Jahr 2004 mit vielen interessanten Details. Innen stehen 2 Marmorlöwen, die einst den Eingang der alten Kathedrale schmückten. Und schließlich der Arm des heiligen Romualdo: um diese Reliquie haben sich einst die Städte Fabriano und Jesi heftig gestritten.

 

 

 

Auf der Hauptstraße Via Pergolesi sieht man den Bogen des Hauses der reichen Familie Verroni aus dem 16. Jahrhundert. Davor auf dem Boden fällt ein quadratischer Kopfstein ins Auge: dieser bezeichnet den mit 96 Metern höchsten Punkt von Jesi.

Elke auf dem höchsten Punkt von Jesi

Da es auf Mittag zugeht, empfehlen wir, sich zum Piazza della Repubblica zu begeben, der von der Fassade des wunderschönen, historischen Pergolesi-Theaters dominiert wird. Pergolesi war ein berühmter Komponist und Sohn Jesis, der im frühen 18. Jahrhundert gelebt hat und Weltruhm erlangte.

 

Teatro Pergolesi

12 Uhr: Mittagessen – „Pranzo“
In der Nähe des Theaters ist die Focacceria „Numero Uno“, in der man die eine oder andere der vielen Focaccia-Sorten probieren sollte.

14 Uhr: Museumsbesuch – hier eine Auswahl:
Für den Nachmittag bietet sich ein Museumsbesuch an. Es gibt reichlich Auswahl: Das Federico II Museum schildert multimedial-modern das Leben und Wirken Friedrichs, des Zweiten. Sowohl der Inhalt, als auch die Gestaltung des Museums fand ich unglaublich spannend.

Alternativ gibt es die Pinakothek im Palazzo Pianetti aus dem 18. Jahrhundert: hier befindet sich eine große, beindruckende Spiegelgalerie mit Rokoko-Fresken. Wichtige Gemälde des Malers Lorenzo Lotto aus dem 16. Jahrhundert finden sich genauso wie das originale Altarbild von Agabiti, das einst in der Eremo dei Frati Bianchi in Cupramontana hing.

 

In der Altstadt befindet sich das Institut für Marchigianische Eno-Gastronomie, das IME, wo es eine Übersicht der Weine und typischen Produkte der Marken gibt. Dazu kann man eine Verkostung typischer Produkte buchen.

15:30 Uhr: Pause!
Jetzt haben wir uns ein Eis verdient. Dafür lohnt es sich in die Viale Vittoria 89 zu gehen oder zu fahren, wo seit 1952 die Gelateria Ciro e Pio untergebracht ist. Hier gibt es hausgemachtes Eis mit besten Zutaten!

16:30 Uhr: Schaufensterbummel – „Passegiata“

Schaufensterbummel auf dem Corso Matteotti

 

Nach und nach öffnen die Geschäfte am Corso Matteotti wieder ihre Pforten, so dass sich ein kleiner Schaufensterbummel anbietet. Ab 17 Uhr füllt sich die Straße mit Menschen, die ihren all-abendlichen Spaziergang, die „passegiata“ machen. Sehen und gesehen werden scheint das Motto zu sein, dem wir uns gerne anschließen.

 

 

 

18:30 Uhr: Der Aperitif wird in den Marken geradezu zelebriert

Caffé Imperiale

 

Aperitivo-Zeit! Die Jesini, hat man mir gesagt, gehen besonders gerne ins Caffe Europe, denn dort gibt es fantastische und sehr reichhaltige Knabbereien zum Aperitif. Die können auch gerne einmal ein Abendessen ersetzen. Wer lieber im Zentrum bleibt oder wer nachher noch richtig essen gehen möchte, kann auch ins Caffe Imperiale gegenüber vom Pergolesi-Theater gehen.

 

 

19:30: Abendessen und anschließender Kneipen-Besuch

Zum Abendessen könnte man zum Beispiel ins „Dietro le Quinte“ (zu Deutsch: „Hinter den Kulissen“) neben dem Theater gehen. Hier gibt es eine experimentelle, internationale Küche mit Verweisen auf die lokalen Spezialitäten. Im Sommer kann man auch auf der Veranda oder im Garten sitzen. Am Wochenende muß man aber unbedingt reservieren!

Denjenigen, die danach noch ein Pub besuchen wollen, sei das „Jack Rabbit“ empfohlen. Hier gibt es selbstgebraute Biere und auch eine kleine Speisekarte.

Der Tag endet hier, aber da es in Jesi soviel zu unternehmen gibt, hier noch ein paar praktische Tipps:

Im Sommer organisiert das Fremdenverkehrsamt geführte Touren, auch in Englisch. Diese sind sehr interessant und führen einen zum Beispiel ins Innere des Theaters und in die historische Bibliothek von Jesi. Das Fremdenverkehrsamt befindet sich links am Teatro Pergolesi.

Wer die Zeit hat, sollte überlegen, einmal eine Aufführung im Pergolesi Theater zu besuchen!

Parken:
Man kann kostenlos auf dem Parkplatz Porta Valle parken, wo man Überreste der römischen Stadtmauer sehen kann. Über einen kleinen Weg gelangt man hoch in die Altstadt.

Oder man parkt im Parkhaus Mercatini, das zwar innen etwas abgerissen aussieht, aber einige Vorteile bietet: Es ist gut ausgeschildert, es ist kostenlos und man kann den Anstieg zum Zentrum gemütlich angehen: Man fährt mit dem Aufzug hoch bis zu den Markthallen, um dann links auf der anderen Straßenseite in der Stadtmauer die Rolltreppe zu nehmen, die einen direkt ins Herz der Altstadt bringt.


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