Ecco Le Marche

Wir lieben es, Pilze und andere Wildpflanzen zu suchen und finden schon seit über 30 Jahren Steinpilze in unserer deutschen Umgebung in der Eifel. Aber eine Trüffelsuche ist schon noch aufregender! Am spannendsten war, als wir mit Isabelle, deutschen Freunden und Bekannten aus Cupramontana einen ganzen Trüffeltag in Acqualagna verbrachten:

Als Erstes haben wir eine Trüffelfabrik vor Ort besichtigt. Die größten und schönsten Trüffel werden natürlich direkt an Restaurants und Privatleute verkauft. Alle anderen werden den Fabriken angeboten und zu allerlei Trüffelprodukten verarbeitet: zu Trüffelaufstrichen, eingelegten Trüffeln, Trüffel Risotto-Mischungen, Trüffelhonig (sehr lecker zu Käse!), etc.

Die Trüffeljäger, die manchmal verwegen und abenteuerlich aussehen, kommen vorbei und bieten ihre Schätze an. Werden sie für gut befunden, kauft die Fabrik sie und die Verarbeitung beginnt: Mit Zahnbürsten und Nagelbürstchen werden die Trüffel penibel gesäubert. Und dann in großen Kesseln zu den Endprodukten verarbeitet.

Als nächstes besuchten wir ein Feinkost-Geschäft am Ort, wo wir die verschiedenen Produkte probieren und kaufen konnten. Dort gab man uns direkt eine Warnung mit: Trüffelöl, welches man sehr günstig schonmal bei Discountern kaufen kann, ist meist synthetisch hergestellt! Die Hersteller in Acqualagna arbeiten nicht mit synthetischen Produkten.

Nach den kleinen Gaumenkitzlern im Geschäft stand uns der Sinn nach einem ordentlichen Mittagessen mit Trüffeln. Es gibt einige Restaurants am Ort und wir können bisher alle empfehlen, in denen wir waren. Dieses Mal gingen wir in die Osteria Braceria Plinc im Zentrum, die in einer alten Mühle untergebracht war. Es gab Vorspeisen, Pastagerichte und Hauptspeisen mit Trüffeln. Ein Pastagericht mit Trüffeln gab es schon ab etwa 15 EUR – in Deutschland würde man ein Vermögen dafür bezahlen!

Nach dem Essen mussten wir uns beeilen, denn der Trüffeljäger wartete am Gelände auf uns, zusammen mit seinem Hund Babbo, der schon ganz heiß darauf war, von der Leine gelassen zu werden und mit der Trüffeljagd zu beginnen. Babbo war eine Art Jagdhund, aber der Jäger meinte, grundsätzlich würden sich alle Hunderassen für die Trüffelsuche eignen. Man müsse nur sehen, dass der Hund intelligent ist, eine gute Nase hat und verspielt ist, sodass ihm die Suche Spaß macht. Tatsächlich würden erfahrenere Trüffelhunde ihr Können sogar an die jüngeren Hunde weitergeben, wenn man sie zusammen mit auf die Jagd nimmt. 2 Jahre dauert die Ausbildung eines guten Trüffelhundes und so werden gute Hunde auch schonmal gestohlen oder vergiftet, denn die Konkurrenz ist hoch.

Sobald er losgelassen wurde, fing Babbo an im Zickzack zu laufen, die Nase immer dicht am Boden. Und es dauerte nicht lange, da hatte er die ersten Trüffel gefunden. Vorsichtig grub der Jäger ihn aus der Erde. Eigentlich haben Hunde den Vorzug gegenüber Trüffelschweinen, dass sie die Trüffel nicht selber fressen wollen. Aber Babbo machte da eine Ausnahme: Sein Herrchen hatte seine liebe Mühe, ihn davon abzuhalten, den Trüffel zu fressen. So fanden Jäger und Hund einige Trüffel an diesem Nachmittag.

Hier mein Video vom Trüffeljäger und „Babbo“:

Die schwarzen Trüffel lassen sich übrigens inzwischen ganz gut anbauen – man braucht ein Waldstück mit richtig beschaffenen Boden, einer spezielle Feuchtigkeit des Bodens mit Wasseradern und entsprechende Pflanzen wie Eichen oder Weiden, neben denen Trüffel besonders gut wachsen. Bei den teuren weißen Trüffeln geht das noch nicht so gut, aber auch hier gibt es erste Versuche, sie anzubauen. Trotzdem braucht man den Hund, der dann die genaue Trüffellage auf dem Gelände erriecht und vor allem riechen kann, wann der Trüffel reif ist.

Als die Dämmerung hereinbricht, machen wir uns zufrieden und müde vom Querfeldein Laufen auf den Weg nach Hause. Wohl wissend, dass wir bestimmt wiederkommen werden.

Acqualagna nennt sich „la Capitale del Tartufo und hat auch ein eigenes Trüffelmuseum, weil es hier in der Gegend alle 3 Trüffelarten gibt, was selten ist: den einfachen schwarzen Sommertrüffel, den erlesenen schwarzen Trüffel (tartufo nero pregiato) und den König der Trüffel, den kostbaren weißen Trüffel. Daher wird in der Gegend fast ganzjährig Trüffel gefunden.

Der kleine 4500-Seelen Ort lebt übrigens von Trüffeln: es gibt kaum Arbeitslosigkeit, dafür aber 6 Banken!

 

Allerdings findet man den weißen Trüffel nur im Winter, weshalb es im Winter auch diverse Trüffelfeste und Trüffelmessen in der Gegend gibt: Wir waren einige Male in Acqualagna auf dem Fest und waren beeindruckt: auf dem Marktplatz, der im Sommer völlig verschlafen wirkt, drängen sich Leute draußen selbst an kühleren Winterabenden. Ein Trüffelhauch erfüllt den Platz und es gibt etliche Trüffelverkäufer und Trüffel-Essens-Stände, oft von den örtlichen Restaurants betrieben. Außerdem gibt es noch ein großes Zelt, in dem neben weiteren Trüffelverkäufern auch Verkäufer von Wurst- und Käsewaren ihre Köstlichkeiten feilbieten.

Auch in anderen Orten der Marken gibt es Trüffelzentren und Trüffelfeste: so zum Beispiel in Amandola, in Pergola oder in SantAngelo in Vado. In Acqualagna findet die Trüffelmesse normalerweise an mehreren Wochenenden von Ende Oktober bis Mitte November statt.

Für die Trüffel-Jagd gibt es mehrere Anbieter mit variierenden Programmen und sehr unterschiedlichen Preisen. Hier eine kleine Auswahl:

  • Ristorante Lampino in Acqualagna: Die Tour war sehr gut, mit englischem Übersetzer und mit sehr leckeren, kleinen Trüffelgerichten, die wir am Haus des Jägers serviert bekamen. Auf der Webseite sehe ich Trüffeltouren für 60 EUR für bis zu 15 Personen, ohne Degustazion.
  • Die letzte spannende Trüffelführung haben wir über Acqualagna Tartufi gebucht. Sie kostete 50 EUR pro Gruppe, egal wieviele Leute dabei sind, inklusive Fabrikbesichtigung und Exkursion mit Trüffeljäger, aber exklusive Mittagessen. Eine große Verkostung kostet nochmal 5-7 EUR p.P. mehr.
  • Marcheholidays bietet als Touroperator auch Trüffeltouren an, allerdings finde ich die Preise etwas gepfeffert. Sie bieten Komplettpakete mit Mittagessen, Wein, Übersetzer und Trüffelsuche für 80 EUR pro Person an.
  • Oder im Internet einfach nach den Stichworten Marche+Truffle+Hunt suchen, da finden sich noch mehr Anbieter.

 

 

 


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert